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Jörg's Blog

Aktualisiert: 25. Mai 2021

Die Erste... schließlich spürt man, welches Auto einem dachlosen GS folgen muss: eine DS21, Baujahr 1970


Mein GS und die Folgen einer durchzechten Nacht. Im Herbst litt die Stabilität.


Es muss um 1989 gewesen sein, da war ich leitender Angestellter im Hotel Club Olympia in der Axamer Lizum. Ich hatte noch immer keine Citroen DS, aber als Ersatzdroge einen aasgrünen Citroen GS, den ich von meinem ehemaligen Schulfreund Herbert Hofhans gekauft hatte. Es war, nach einem völlig verrosteten GS, mein zweites Auto, welches von mir natürlich mit einer hässlichen Pionier Anlage inklusive Equalizer ausgestattet wurde.

Trotz GS ging mir aber der Wunsch nach einem DS Cabrio einfach nicht aus dem Kopf, ich studierte die Annoncen in den deutschen Oldtimerzeitschriften, aber mit meinem knappen Budget war nix zu finden. Um den Ziel etwas näher zu kommen, startete ich nach einer durchzechten Nacht meine Flex am Hotelparkplatz und schnitt das Dach von meinem GS ab. Das Hotelpersonal stand staunend an den Restaurantfenstern und dachte sich, der Chef ist jetzt völlig durchgeknallt.


Mit Stolz geschwellt Brust stieg ich in mein „fast“ DS Cabrio und fuhr mit der Sonne im Rücken talauswärts Richtung Innsbruck, und aus meiner Mega-Soundanlage dröhnte Jonny Guitar Watson. Aber weit kam ich nicht, in Axams stand der Postenkommandant der Gendarmerie wegen dem schönen Wetter am Straßenrand und zeigte durch deutliche Handbewegungen und heftiges Gestikulieren, dass er mich gerne zu einem Fachgespräch über Fahrsicherheit einladen wollte. Dazu sollte man wissen, dass die Gendarmerie bei mir im Hotel ihre Weihnachtsfeiern veranstaltete, und ich jeden Gendarmen beim Vornamen kannte. Also einigten wir uns darauf, dass ich meine Fahrten mit dem „Oben Ohne GS“ auf den hintersten Teil im Tal beschränke. Mit dem Kompromiss einverstanden, fuhr ich an der A Säule funkensprühend durch die kurvenreiche Strecke durchs Tal zurück in die Lizum.

Der Plymouth lieferte, wie man ahnt, nicht nur die Basis für allerlei Schrauberei.


Der Sommer war schnell zu Ende, womit sich auch die Cabrio Saison sowie die Stabilität des dachlosen GS dem Ende zuneigte. Zu jener Zeit bastelte ich schon gerne an alten Autos. Mein ältester Freund Conti war auch in der Lizum, und er hatte sich einen 66er Plymouth Stationwagon zugelegt, an dem es genug zum Rumschrauben gab.

Trotzdem war es endlich Zeit, von GS auf DS umzusteigen, aber woher nehmen? Diese Automobil-Skulpturen waren schon damals aus dem Straßenbild völlig verschwunden. Ich bin in Graz aufgewachsen und verbrachte meinen Herbsturlaub in Graz damit, eine DS zu finden. Ich fand eine schwarze DS23IE Pallas bei einem Citroen Händler in Graz, aber die Preisvorstellung über 40.000 Schilling war damals völlig absurd, da sie zerlegt war und ich keinen Ahnung hatte, wie ich das alles wieder zusammenbauen sollte. In der Zeitung fand ich einen Annonce: „DS21 zu verkaufen“, also nix wie hin. Der Verkäufer war Werner Zeschko, Gebrauchtwagenhändler mit Werkstatt am Grazer Stadtrand. Wir fuhren zusammen in seine Lagerhalle nach Unterpremstätten, und da stand sie, meine erste DS. Eine DS21 von 1970 mit Halbautomatik in grau mit braunem Leder, und das ganze herrlich verstaubt neben einem alten 600er Mercedes und diversen Fiats in einer alten Halle neben einem Bauernhof.

Ich hatte keinen Ahnung, worauf man bei einer DS achten muss, aber mir war sofort klar: Mit dem Ding fahr ich wieder zurück nach Tirol. Wir einigten uns darauf, dass er in seiner Werkstatt bei der DS ein Service und ein Pickerl macht, damit ich sie anmelden und nach Tirol fahren kann. In der Werkstatt kämpfte der Mechaniker vom Werner Zeschko mit undichten Hydraulikleitungen bis in die späte Nacht hinein. Spätestens da hätte ich erkennen müssen, dass es keinen Perle war die ich da um 20.000.- Schilling gekauft hatte, und dass man Hydraulikleitungen nicht schweißen kann.

Mit frischem Pickerl, frischen Scheibenwischern und völlig ohne Ahnung von der Technik einer DS, geschweige denn von einer Halbautomatik, machte ich mich auf den Weg ins 500 Kilometer entfernte Tirol. Die Fahrt war herrlich, ich glitt dahin und die Hydraulik bügelte die Unebenheiten der damals nicht perfekten Landstraßen ins fast Unmerkliche. Ich war auf dem Weg in die Wintersaison, und genau die begann in dieser Nacht. Ab Salzburg schneite es in großen Flocken, trotz der alten Sommerreifen und der schlechter Lichtausbeute der Scheinwerfer hatte ich das Gefühl zu fliegen, in meiner Euphorie verdrängte ich das Fehlen einer funktionierenden Heizung. Ich würde in den nächsten Jahren noch lernen, dass die Heizung einer DS nur im Sommer funktioniert und man dann besser mit geöffnetem Fenster fährt.

Das Schneetreiben wurde in Tirol stärker, aber als ich kurz vor Innsbruck war, hörte es zu schneien auf. Der Vollmond schien und die Nacht war klar und hell. Mittlerweile war es 2 Uhr nachts, und ich fuhr die letzten Kilometer auf einer frischen, ungeräumten Schneefahrbahn mit alten Sommerreifen wie auf Schienen alleine und glücklich durch die Serpentinen in die Axamer Lizum. Stolz parkte ich die DS direkt vor dem Hotel, drehte das gelbe Licht ab, schnupperte noch den Geruch des warmen Motors und ging dann müde, aber glücklich ins Bett.

In den nächsten Monaten fuhr ich beruflich meist mit dem Firmenauto, einem VW Passat, aber wenn ich die Fahrt genießen wollte, zischte ich in meiner DS über die Landstraßen in Tirol. Aber es wurde Zeit, einen Mechaniker zu suchen, da ich mit der Technik überfordert war und auch wusste, da kommt sicher was an Arbeiten auf mich zu.


Also bin ich zu der damaligen größten Citroen Vertretung in Tirol gefahren und habe nachgefragt, ob sie Ahnung von einer DS hätten. Ahnung schon – aber keine Zeit und Lust war die Antwort, aber es gäbe den alten Werkstattleiter von Citroen Virgolini (Ex Citroen Händler in IBK), der wäre in Pension und kümmerte sich um solche Wahnsinnigen wie mich mit Ihren alten Klapperkisten.






Der SM bei einem späteren Wiedersehen. Hätte mir gut gepasst.


Es war damals die Zeit der Citroen CX-Modelle, und der neue Citroen XM war auch schon am Start, da wollte sich keiner mehr um die alten Kisten kümmern. In der Verkaufshalle stand nur noch ein perlmutfarbener Citroen SM (umringt von XMs und CXen) der noch an die alten großen Citroëns erinnerte.

Der SM passte top in mein Beuteschema, aber dass ich den perlmutfarbenen SM wiedersah, passierte erste viele, viel Jahre später ….. erst im Jahr 2005 stand er bei meinen Freund Alexander.

Mit der Adresse von dem Mechaniker Meister in der Tasche machte ich auf den Weg Richtung Flughafen Innsbruck. Die Straße zu Karl Scharmer schlängelte sich wie fast überall in Tirol steil bergauf, und als ich vor dem Haus mit meiner DS stehen blieb, kam mir ein älterer Herr aus einer mit Citroen Teilen völlig überfüllten Garage entgegen. Etwas misstrauisch musterte er mich, aber die DS musterte er unauffällig noch viel genauer, wir kamen ins Gespräch, und als er langsam auftaute, zeigte er mir seine hinterm Haus versteckten DSen. Eine grüne DSuper 5, die seit Anfang der 80er Jahre unter einer dicken Plane auf ihre Auferstehung wartet und eine alte ID 19 aus den 60er Jahren, die vermutlich nie wieder auf die Straße kommen wird.


Das ist sie nicht, meine erste DS. Aber das Symbolfoto zeigt, dass sie sehr schnell mit Schnee zurechtkommen musste. Es zeigt aber nicht, dass meine erste DS gar kein Pallas war.


Er war durch und durch ein Mechaniker der alten Schule, und da er seit den 50er Jahren Citroen Mechaniker war, kannte er jeden Trick und jede Ecke bei der DS. Mit dem Fachwissen im Background hat er sich dann meine DS zur Brust genommen und sein Endergebnis war kein gutes: „Burli“, die Kupplung ist am Ende, die Bremsen sind bald in Fetzen, die Hydraulikleitungen im Heck sind so rostig, dass es schon fast gefährlich ist, und die Schweller sind von innen nach außen durchgerostet. Wenn’st in den nächsten Monaten weitere 20.000,– Schilling für die DS ausgeben willst, musst die Leiche behalten.“ Klare Worte, die mir klarerweise nicht schmeckten.

Na ja, so schnell geht das. Die von mir so geschätzte „Perle“ war am Limit, und das nächste Pickerl würde es nur mit hohem Aufwand und weitem Öffnen der Brieftasche geben. Ich wusste wie ich dran war und schrieb am nächsten Tag DS21 PALLAS zu verkaufen in eine Annonce. Wie es sich beim Verkauf herausstellte, war es keine Pallas, sondern ein Confort Modell mit nachträglich eingebauten Leder. Ich war gerade am Beginn meiner bis jetzt nie endeten Lernphase über die D- Modelle.

Zu dieser Zeit gab es das Z6, eine Diskothek in Italien, wo es hip war, mit einer DS am Wochenende aufzutauchen, die Nacht durchzufeiern und sich im Morgengrauen bei der Heimfahrt nach Österreich an der Grenze vom Drogenhund die DS zerlegen zu lassen. Genau diese Laufbahn hat meine erste DS mit Hilfe einer sehr netten jungen Textilverkäuferin aus Innsbruck und mit Unterstützung ihres Freundes eingeschlagen.

Ihr Freund war Lackierer, konnte schweißen, sie konnte gut nähen, mit diesen Voraussetzungen wechselte die DS die Seiten. Nach knapp sechs Wochen stand die DS mit frisch lackiertem violettem Blechkleid und mit puffroten Sitzen bei mir auf Besuch, bevor das Paar sich auf den Weg nach Italien machte, um seine neue Sänfte im Z6 und in Folge an der Grenze zur Schau zu stellen.

Zu dieser Zeit lernte ich einige Citroen-Leute näher kennen, zu welchen ich bis heute noch Kontakt habe. Ich hatte zwar mit der ersten DS Geld verloren, aber es war einen schöne Zeit. Ohne es zu wissen begann damit mein Leben im Zeichen des Doppelwinkels von Citroen, und es war der Beginn vieler Freundschaften, die mein Leben begleiten sollten.


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