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Michi's Blog

Aktualisiert: 28. Sept. 2021

Citroën Sport-Classique 2007


Etwas spät, aber doch, möchte ich euch einen kleinen Reisebericht von dem im Juli 2007 in Grenoble abgehaltenen DS und SM Treffen bringen. Dieses Treffen war ausgeschrieben unter dem Titel „Sport Classic“, was bedeuten sollte, es geht darum, wie diese Fahrzeuge damals im Renneinsatz verwendet wurden. Das war natürlich genau das Richtige für mich. Ich erhoffte mir, endlich mehr darüber zu erfahren, wie denn so eine DS zu tunen wäre. Die Wissenden dazu sind ja sehr dünn gesät, zumindest habe ich noch kaum jemanden getroffen, der viel Handfestes darüber zu berichten wusste.

Bald war ein Freund von mir, Christoph Siebert, animiert, diese Reise mit zu machen. Was uns allerdings etwas abschreckte, war die Anmeldegebühr von, ich habe es verdrängt, aber ungefähr 200 Euro. Da war viel Galadiner und Krabbenjause am Programm, und das interessierte uns nicht, wir wollten ja schöne Autos sehen und ich im Speziellen deren Motorraum. Also beschlossen wir, einfach hinzufahren und die Sache auf uns zukommen zu lassen. Vielleicht gab es ja einen Tageseintritt.


Die Reise selbst war schon ein Genuss. Natürlich fuhren wir mit meiner DS, damit es stilgerecht war. Im französisch/schweizerischen Grenzgebiet fanden wir eine Entenwerkstatt und legten eine Pause ein, um alles genau in Augenschein zu nehmen.


Der Werkstattbesitzer war ein echter Entenfreak und hatte mit einer eigens aufgebauten Ente schon mehrmals die Wüste bereist. Leider sprach er nur Französisch, weshalb die Unterhaltung extrem schwierig war.

Da kam ein älterer Herr mit einer weißen Dyane, die so verdächtig leise war. Er konnte sehr gut Englisch und so erfuhren wir viele Details über seine selbst auf Elektroantrieb umgebaute, alltagstaugliche Dyane. Er war bereits in Pension, aber früher in einem Forschungszentrum tätig. Dort hatte er die Steuerung selbst gebaut, den Motor aus Österreich gekauft und den Akkusatz aus Japan importiert.

Wir fuhren noch einige Kilometer hinter ihm her, da wir den gleichen Weg hatten, und diese Elektrodyane war wirklich keine lahme Ente und die Reichweite groß genug, dass sich so ein Ausflug aus der Schweiz nach Frankreich hinüber ausging.

Am Nachmittag waren wir in Grenoble angekommen, und es dauerte nicht lange, bis wir den Sammelplatz des DS-Treffens fanden. Es war ein öffentlicher Park in einem Vorort von Grenoble, also frei zugänglich, und es waren schon einige sehr schöne DS und SM aufgestellt, die wir sofort eingehendst inspizierten.

Eine blaue Rallye-DS war auch dabei, aber der Besitzer, im Nachhinein denke ich, es war eh Bob Neyret, der berühmte Rennfahrer, nach dem auch das Treffen benannt wurde, wusste nicht viel über die Technik darin. Er war nur damit gefahren und kein Mechaniker.

Ein Fahrer mit einem SM hatte einen CX Turbo-Motor eingebaut, mit einer mechanischen Einspritzanlage vom Audi 100 und einigen Trümmern aus dem C35, eben was nötig war, um die Drehrichtung des Motors umzukehren und das Getriebe anzupassen. Ob solcher technischer Fähigkeiten kamen wir aus dem Staunen kaum heraus.

Über die Details der rennsportmäßigen Modifikationen von anno dazumal war noch nicht viel zu erfahren, und so suchten wir uns einen Campingplatz, den wir schlussendlich hoch oben in den Bergen auch finden sollten.

Am nächsten Morgen war eine Konvoifahrt in die Innenstadt von Grenoble geplant und eine Aufstellung der Fahrzeuge in einem Stadion. Wir hatten den Plan gefasst, den Startpunkt des Konvois zu suchen und uns an ihre Fersen zu heften, damit wir dieses Stadion auch sicher finden würden. Aber wir waren etwas spät dran und fürchteten, schon alles zu verpassen. Aus einer Quergasse sahen wir dann aber den Konvoi vorbeiziehen. Da entdeckte uns ein Polizist und schritt sofort eifrig ein. Er stoppte alle Fahrzeuge rundum, um uns in den Konvoi zu winken. Wir wussten gar nicht, wie uns geschah, und waren plötzlich mittendrin. Schwer zu sagen, was überwogen hat, das schlechte Gewissen, weil wir ja keinen Anmeldeaufkleber am Wagen hatten, oder der Spaß mittendrin in diesem euphorischen Getümmel zu sein.

Der Konvoi wurde behandelt wie ein hoher Staatsbesuch. Polizisten auf Motorräder eskortieren den Zug. Mit einem Höllentempo fuhren sie mit Blaulicht und Sirene immer wieder an dem Konvoi vorbei. An der Spitze angelangt, sprangen sie vom Motorrad, um alle Kreuzungen für uns frei zu halten und den Querverkehr zu stoppen. Ein Gedanke quälte uns. Wenn wir einfach in dem Konvoi blieben, gäbe es beim Einfahren in das Stadion sicher Stunk mit dem Veranstalter, und das wollten wir auf keinen Fall, aber wenn wir vorzeitig irgendwo abbiegen würden, bestand die Gefahr, dass uns der halbe Konvoi folgen würde. Wir waren ziemlich genau in der Mitte drin. Die eifrigen Polizisten würden wahrscheinlich alles absperren und uns nachjagen, um uns wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ein Riesen-Tumult wäre die Folge, das konnten wir nicht riskieren. Also waren wir in dem Konvoi gefangen und versuchten, es einfach zu genießen.

Als Rettungsanker stellte sich dann der Stadionparkplatz dar, der direkt an der Einfahrt lag, die von dem Konvoi genommen wurde. Wir bogen flugs ab, und es war geschafft. Im Stadion wurden alle Autos schön rundum aufgestellt. Der Zugang war frei und halb Grenoble besichtigte die Autos.

Ein paar mehr Rallyeautos waren nun schon vertreten, aber sie waren in einen Käfig gesperrt. Da war eine weitere äußerst wild anmutende, verkürzte Rallye-DS, mit der auch Bob Neyret Rennen bestritten hat.

Und an einem Zeitungsstand konnte ich eine französische Autozeitschrift erwerben, die einen Sonderartikel genau zu diesem Auto abgedruckt hatte. Natürlich alles Französisch, aber von 48er Vergasern war da was zu lesen und von 190PS. In den Käfig wurden von einem Wächter einzeln besonders Interessierte eingelassen, um die Autos etwas näher zu sehen, aber die Motorhauben blieben verschlossen, und für technische Auskünfte war leider auch niemand Wissender anwesend.

So genossen wir den schönen sonnigen Nachmittag mit seinen schönen Autos, die dann sogar einmal im Kreis bewegt wurden. Zwei Rallye-ZX waren auch dabei und machten einen Höllenlärm.

Am nächsten Morgen war wieder Treffpunkt in dem Park im dem Vorort Grenobles. Von dort ging es im Konvoi in einen Schlosspark am Berg.

Wir waren schon etwas frecher und hängten uns absichtlich in die Schlange. Vielleicht war es ja möglich, in den Schlosspark mit hinein zu schwimmen. Aber rechzeitig vor dem Tor wurden wir herausgewunken. So lugten wir mit all den anderen Gästen über die Schlossmauer. Da der Park etwas tiefer lag, hatte man eine schöne Aussicht auf die Autos. Es waren aber allesamt Teilnehmerautos, die wir ja schon fast auswendig kannten. Einige Zeit später wurde der Höhepunkt des Tages ausgerufen. Eine Rundfahrt der Rallye-Autos im Schlosspark. Da gab es endlich etwas Action. Die historischen Autos und die ZX fuhren im Drift über den geschotterten Weg. Sehr großzügig vom Besitzer des Schlosses, das zuzulassen, denn es hinterließ natürlich seine Spuren. Das Spektakel ging eine Weile, dann verschwanden die Rallye-Autos wieder im Wald am Berg, wo sich auch das Schloss befinden musste. Von der Straße aus konnte man nicht bis nach oben sehen.

Wir hatten mittlerweile in Erfahrung gebracht, dass es einen Tageseintritt gab, der auch nicht gerade von schlechten Eltern war. Nicht herauszukriegen war, ob man dabei auch einen Motorraum zu sehen bekam. Wir beschlossen vorläufig, auf unserem Aussichtspunkt auf der Schlossmauer zu bleiben. Irgendwie war uns die Vorgangsweise zuwider. Zwei Tage lang waren die Autos überall frei zugänglich, und plötzlich verlangte man von den armen Besuchern einen gewaltigen Eintritt, um die Autos von Leuten zu besichtigen, die selbst Länge mal Breite bezahlt hatten, um da hin zu kommen, und dabei war keine Rede von den Rallye-Autos, die ja eigentlich der Kern der Veranstaltung waren.

Da ging der Übermut wieder einmal mit mir durch und ich schwang mich von der Schlossmauer auf einen nahe stehenden Baum und kletterte an diesem in den Schlosspark hinunter. Ich hatte ja nichts mehr zu verlieren. Entweder ich konnte noch mehr zu sehen bekommen, oder ich wurde halt rausgeschmissen. Ich tastete mich vorsichtig durch den Wald bergauf, wo ich das Schloss vermutete. Christoph wartete geduldig draußen.

Und es gelang. Plötzlich stand ich mitten unter den alten Haudegen, die zwischen den historischen Rallye-Autos fachsimpelten. Jetzt nützte nur noch: „Frechheit siegt“

So fragte ich einen der Nebenstehenden, ob man denn die Motorhaube der hellblauen DS öffnen könnte. Und nun war ich endlich in der richtigen Gesellschaft. Gerne wurde die Haube geöffnet und auf Englisch erklärt, so weit es ging. Sofort begannen die alten Profis, die Details zu diskutieren.

Ich wusste nicht, was ich zuerst machen sollte, fotografieren oder filmen.

Die gelbe DS war mit einem SM- Motor ausgestattet. Damit dieser Platz fand, war die Vorderachse verkehrt herum eingebaut und die Federkugeln auf die Seite gekippt.

Ich bat bei einem Auto nach dem anderen darum, die Motorhauben zu öffnen, und alle waren freudig dabei. Endlich konnte ich meine hellblaue DS aus der Zeitschrift auch aus der Nähe sehen.

Auch hier bediente man sich dieses Tricks, die Federkugel auf die Seite zu kippen, um einen selbstgebauten Fächerkrümmer unterzubringen. Daran ein gerades Rohr nach hinten und einen Sportschalldämpfer- fertig ist der Auspuff. Zwei Weber 48 IDA Doppelvergaser dienen der Gemischaufbereitung.

Und dann war da noch ein, wie man heute sagen würde, gechoppter SM.

Aber lassen wir die Daten für sich selber sprechen:

Motor:

  • 3l Maseratimotor mit 4 obenliegenden Nockenwellen

  • 3 Stück Weber Doppelvergaser

  • 4 Ventile pro Zylinder

Leistung: 340 PS

Federung: vorne und hinten hydraulisch

Baujahr: 1973


Bis bald

Michi


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