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Jörg Schmickl

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Beitrittsdatum: 21. Juni 2020

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Seit meiner Kindheit war ich von der DS fasziniert und nach einem Citroen GS als Erstauto habe ich in den 80er Jahren meine erste DS gekauft.

Damals fuhren wir die DS Sommer und Winter im Alltag. Ende der 80er habe ich mit Michael Osman und Markus Kovac den DS Club Österreich in Graz gegründet.




















Die Gründerväter schon etwas in die Jahre gekommen!

vlnr: Jörg Schmickl / Michael Osman / Markus Kovac





Durch den Club habe ich über die Jahre viele nette Menschen kennengelernt, die mich die letzten dreißig Jahre durch das Leben begleiten. Die Faszination Form und Technik hat mich bis heute nicht losgelassen.


„DIE ERSTE“

DS21 Bj. 1970


Es muss um 1989 gewesen sein, da war ich leitender Angestellter im Hotel Club Olympia in der Axamer Lizum. Ich hatte noch immer keine Citroen DS, aber als Ersatzdroge einen aasgrünen Citroen GS, den ich von meinem ehemaligen Schulfreund Herbert Hofhans gekauft hatte. Nach einem völlig verrosteten ersten GS war das mein zweites Auto, welches von mir natürlich mit einer hässlichen Pionier Stereoanlage inklusive Equalizer ausgestattet wurde. Der Wunsch nach einem DS Cabrio ging mir einfach nicht aus dem Kopf, ich studierte die Annoncen in den deutschen Oldtimerzeitschriften, aber mit meinem knappen Budget war natürlich nichts zu finden. Um dem Ziel etwas näher zu kommen, startete ich nach einer durchzechten Nacht meine Flex am Hotelparkplatz und schnitt das Dach von meinem GS ab. Das Hotelpersonal stand staunend an den Restaurantfenstern und dachte sich, der Chef ist jetzt völlig durchgeknallt.

Mit Stolz geschwellt Brust stieg ich in mein „fast“ DS Cabrio und fuhr mit der Sonne im Rücken talauswärts Richtung Innsbruck und aus meiner Mega-Soundanlage dröhnte Jonny Guitar Watson. Aber weit kam ich nicht, in Axams stand der Postenkommandant der Gendarmerie wegen des schönen Wetters am Straßenrand und lud mich mit deutlichen Handbewegungen und heftigen zu einem Fachgespräch über Fahrsicherheit gestikulieren am Straßenrand ein.


Dabei sollte man wissen, dass die Gendarmerie bei mir im Hotel ihre Weihnachtsfeiern veranstaltete und ich jeden Gendarmen beim Vornamen kannte. Also einigten wir uns darauf, dass ich meine Fahrten mit der „Oben-Ohne-GS“ auf den hintersten Teil des Tales beschränke. Mit dem Kompromiss einverstanden fuhr ich an der A Säule funkensprühend durch die kurvenreiche Strecke durchs Tal zurück in die Lizum.


Die Cabrio Saison neigte sich dem Ende sowie die Stabilität vom GS sich dem Ende neigte. Zu der Zeit bastelte ich schon gerne auf alten Autos, mein ältester Freund Conti war auch in der Lizum und er hatte sich einen 66er Plymouth Stationwagon zugelegt, an dem es genug zum 'rumschrauben gab.

Trotzdem war es endlich Zeit von GS auf DS umzusteigen, aber woher nehmen? Diese Automobil Skulpturen waren mittlerweile aus dem Straßenbild völlig verschwunden. Ich bin in Graz aufgewachsen und verbrachte meinen Herbsturlaub in Graz damit, eine DS zu finden. Ich fand eine schwarze DS23IE Pallas bei einem Citroen Händler in Graz, aber die Preisvorstellung von über 40.000 Schilling war damals völlig absurd, da die DS zerlegt war und ich keinen Ahnung hatte, wie ich das alles wieder zusammenbauen soll. In der Zeitung fand ich einen Annonce „DS21 zu verkaufen“ also nichts wie hin. Der Verkäufer war Werner Zeschko, seines Zeichen Gebrauchtwagen Händler mit Werkstatt am Stadtrand von Graz. Wir fuhren zusammen in seine Lagerhalle nach Unterpremstätten und da stand sie, meine erste DS. Eine graue DS21 von 1970 mit Halbautomatik mit braunen Leder! Das ganze herrlich verstaubt neben einem alten 600er Mercedes und diversen FIATs in einer alten Halle neben einem Bauernhof.

Ich hatte keinen Ahnung, worauf man bei einer DS achten muss, aber mir sofort klar, mit dem Ding fahr ich wieder zurück nach Tirol. Wir einigten uns darauf, dass er in seiner Werkstatt ein Service und das fehlende Pickerl macht, damit ich sie anmelden und nach Tirol fahren kann.Allerdings kämpfte der Mechaniker vom Werner Zeschko mit undichten Hydraulikleitungen bis in die späte Nacht hinein. Spätestens da hätte ich erkennen müssen dass es keine Perle war, die ich da um 20.000.- Schilling gekauft hatte und dass man Hydraulikleitungen nicht schweißen kann.


Mit frischen Pickerl, frischen Scheibenwischern und völlig ohne Ahnung von der Technik einer DS, geschweige denn einer Halbautomatik, machte ich mich auf den Weg ins 500 Kilometer entfernte Tirol. Die Fahrt war herrlich, ich glitt dahin und die Hydraulik bügelte die Unebenheiten der damals nicht perfekten Landstraßen ins fast Unmerkliche. Ich war auf den Weg in die Wintersaison und genau die begann in dieser Nacht. Ab Salzburg schneite es in großen Flocken. Trotz der alten Sommerreifen und der schlechter Lichtausbeute der Scheinwerfer hatte ich das Gefühl zu fliegen, in meiner Euphorie verdrängte ich sogar das Fehlen einer funktionierenden Heizung. Ich würde in den nächsten Jahren noch lernen, dass die Heizung einer DS nur im Sommer funktioniert und man dann besser mit geöffnetem Fenster fährt.


Das Schneetreiben wurde in Tirol stärker, aber als ich kurz vor Innsbruck war, hörte es zu schneien auf. Der Vollmond schien und die Nacht war klar und hell. Mittlerweile war es 2 Uhr und ich fuhr die letzten Kilometer auf einer frischen ungeräumten Schneefahrbahn mit alten Sommerreifen wie auf Schienen alleine und glücklich durch die Serpentinen in die Axamer Lizum. Stolz stellte ich die DS direkt vor dem Hotel ab, drehte das gelbe Licht ab, schnupperte noch den Geruch des warmen Motors und ging dann müde aber glücklich ins Bett.



In den nächsten Monaten für ich beruflich meist mit dem Firmenauto, einen VW Passat, aber wenn ich die Fahrt genießen wollte zischte ich in meiner DS über die Landstraßen in Tirol. Aber es wurde Zeit einen Mechaniker zu suchen, da ich mit der Technik überforder war und auch wusste, da kommt sicher einiges an Arbeiten auf mich zu.

Also bin ich zu der damaligen größten Citroen Vertretung in Tirol gefahren und habe nachgefragt, ob sie Ahnung von einer DS hätten. Ahnung schon, aber keine Zeit und Lust war die Antwort, aber es gebe den alten Werkstattleiter von Citroen Virgolini (Ex Citroen Händler in IBK), der ist in Pension und kümmert sich um solche Wahnsinnigen wie mich mit Ihren alten Klapperkisten.


Es war damals die Zeit der Citroen CX Modelle und der neue Citroen XM war auch schon am Start, da wollte sich keiner mehr um die alten Kisten kümmern. In der Verkaufshalle stand nur noch ein perlmutfarbener Citroen SM, umringt von mehreren XM und CX, der noch an die alten großen Citroëns erinnerte.

Der SM passte top in mein Beuteschema, aber bis ich den perlmutfarbenen SM wiedersah, vergingen viele, viele Jahre….. erst 2005, er stand er bei meinen Freund Alexander Koller.


Mit der Adresse von dem Mechanikermeister in der Tasche machte ich auf den Weg Richtung Flughafen Innsbruck. Die Straße zu Karl Scharmer schlängelte sich wie fast überall in Tirol steil bergauf und als ich vor dem Haus mit meiner DS stehen blieb, kam mir ein älterer Herr aus einer mit Citroen Teilen völlig überfüllten Garage entgegen.


Etwas misstrauisch musterte er mich aber die DS musterte er unauffällig noch viel genauer, wir kamen ins Gespräch und als er langsam auftaute, zeigte er mir seine hinterm Haus versteckten DSsen. Eine grüne DSuper5, die seit Anfang der 80er Jahre unter einer dicken Plane auf ihre Auferstehung wartet und eine alte ID 19 aus den 60er Jahren, die vermutlich nie wieder auf die Straße kommen wird.


Er war durch und durch ein Mechaniker der alten Schule und da er seit den 50er Jahren Citroen Mechaniker war, kannte jeden Trick und jede Ecke bei der DS. Mit dem Fachwissen im Background hat er sich dann meine DS zur Brust genommen und seine Bewertung war keine gute: „Burli“, die Kupplung ist am Ende, die Bremsen sind bald in Fetzen, die Hydraulikleitungen im Heck sind so rostig, dass es schon fast gefährlich ist und die Schweller sind von Innen nach Außen durchgerostet . Wenn’st in den nächsten Monaten weitere 20.000.- Schilling für die DS ausgeben willst, mußt die Leiche behalten. Klare Worte die mir nicht schmeckten.


Na, so schnell geht es, die von mir so geschätzte „Perle“ war am Limit und das nächste Pickerl gibt es nur mit hohen Aufwand und weitem Öffnen der Brieftasche. Ich wusste wie ich dran war und schrieb am nächsten Tag "DS21 PALLAS zu verkaufen" in eine Annonce. Wie es sich beim Verkauf herausstellte, war es keine Pallas sondern ein Confort Modell mit nachträglich eingebauten Leder. Ich war gerade am Beginn meiner bis jetzt nie endeten Lernphase über die D- Modelle.


Zu dieser Zeit gab es das Z6, eine Diskothek in Italien, wo es hip war, mit einer DS am Wochenende aufzutauchen, die Nacht durchzufeiern und sich im Morgengrauen bei der Heimfahrt nach Österreich an der Grenze vom Drogenhund die DS zerlegen zu lassen. Genau diese Laufbahn hat meine „erste DS“ mit Hilfe einer sehr netten Jungen Textilverkäuferin aus Innsbruck mit Unterstützung ihres Freundes eingeschlagen.


Ihr Freund war Lackierer, konnte schweißen, sie konnte gut nähen, mit diesen Voraussetzungen wechselte die DS die Seiten. Nach knapp 6 Wochen stand die DS mit frisch lackiertem violettem Blechkleid und mit Puff-roten Sitzen bei mir auf Besuch, bevor das Paar sich auf den Weg nach Italien machte um Ihre neue Sänfte im Z6 und in Folge an der Grenze zur Schau zu stellen.


Zu dieser Zeit lernte ich einige Citroen Leute näher kennen, zu welchen ich bis heute noch Kontakt habe. Ich hatte zwar mit der ersten DS Geld verloren aber es war einen schöne Zeit. Ohne es zu wissen begann damit mein Leben im Zeichen des Doppelwinkels von Citroen und dem Beginn vieler Freundschaften die mein Leben begleiten sollten.




TRI-COLOR DS 20, „die braune Sau“

DS 20 Pallas Halbautomatik Baujahr 1974


Es war Zeit mal wieder einen DS Ausflug zu machen, Daniel mein DS-Freund aus Düsseldorf hatte über Ebay ein paar NOS Teile in der Nähe von Reims ausgemacht. Richtig gute Teile, da muß man einfach hin. Jedes Jahr findet in Reims eine Oldtimermesse statt und die Ersatzteile waren nicht weit davon entfernt. Ich bin nach Düsseldorf geflogen und mit Daniel und noch zwei DS-Freunden ab auf die Autobahn Richtung Reims.


Auf der Messe war wie immer die Hölle los, Tonnen von Schrott haben die Schneckenfresser vor den Messehallen einfach auf den Platz gekarrt und darin suchten die Freaks nach Ersatzteilen. In den Hallen gab es an jeder Ecke einen Champagnerstand, wo die Besitzer der ausgestellten Fahrzeuge Flaschenweise den vergorenen schäumenden Rebensaft in sich hineinschlürften.


Die professionellen Ersatzteilhändler hatten für uns DS-Fahrer einiges zu bieten, aber die Preise hatten sich mittlerweile stark nach oben bewegt. Schnäppchen waren kaum zu finden oder waren schon verkauft. Die Schneckenfresser haben gemerkt, wenn man auf ein Ersatzteil "Citroen DS" 'drauf schreibt, egal ob von CX, AMI 6, 2CV, GS - Hauptsache die Verpackung ist von Citroen - dann gibt es Geld dafür.


Am späteren Nachmitttag sind dann der Daniel und ich zu den NOS Teilen gefahren, die Story dazu war, dass der Besitzer, ein Arzt, die Ersatzteile Ende der 80er Jahre auf Reserve für seinen DS bei Citroen noch gekauft hat, damit er möglichst lange damit fahren kann. Der Arzt ist Ende der 90er verstorben und die Witwe hat Ihren Enkel gebeten, die vielen Neuteile im Internet anzubieten.


Nach einer Stunde Fahrt standen wir vor einer herrlichen Villa irgendwo in Frankreich und drückten die Klingel. Eine ältere groß gewachsene gepflegte Dame erschien in der Tür, begrüßte uns freundlich und bat uns herein, der junge klein gewachsene ungepflegte Enkel bot uns Kaffee an und wir begannen in einem wunderschönen Wohnzimmer zu plaudern.


Nach einem aufwärmenden Gespräch gingen wir auf den Dachboden und sortierten die Ersatzteile und handelt einen Preis aus, leider kannte der Enkel das Preisniveau und wir mussten um die Teile zu bekommen richtig bluten. Aber es war feinste Ware und sehr seltene Teile, also Arschbacken zusammenkneifen und durch.


Wir luden die Teile in Daniel seinen Kombi und rechneten im Wohnzimmer bei Kuchen und Rotwein die Teile mit der Witwe ab. Dabei kam heraus, die DS vom Arzt wäre noch im Haus und ob wir die vielleicht auch sehen oder sogar kaufen wollen. Na was jetzt, zum Schluss kommt der Hammer?



Klar möchten wir die DS sehen, die Dame ging mit uns in den Garten, öffnete ein riesiges Holztor von einem Nebengebäude und da stand sie, die „braune Sau“. Madame schwang sich auf den Fahrersitz, startet die DS und die DS schwebte mit ihr auf den Kiesplatz vor der Villa.

Mit ein paar Blicken war klar, die DS ist nahezu makellos, technisch gut in Schuss und hatte nur 90tkm am Tacho.


Da stehen wir mitten in France vor einer schönen DS, na was mach ma jetzt? Irgendwie wollte ich die DS kaufen aber auf der anderen Seite wollte ich jetzt nicht spontan wieder einmal mitten in der Nacht mitten in Frankreich mit einer DS nach Hause fahren und vermutlich dabei 15mal den Vergaser reinigen, Reifen wechseln oder was auch immer bei solchen Aktion passieren kann, erleben.


Also am besten wenig Geld anbieten damit aus dem Deal nix wird und wir machen uns in Daniel seinen modernen Peugeot vom Hof. Nach ein wenig höflichen Gespräch über die DS unterbreitete ich Madame mein Offert über 6500.- Euro. Madam war damit einverstanden, damit hatte ich nicht gerechnet, na dann muss jetzt der Joker raus „Aber ich kann nur mit Check zahlen“ ich dachte jetzt bin ich aus der Nummer raus. Nix mit raus, Madame akzeptierte meinen Check und reichte mir einen hübschen silbernen Kugelschreiber um den Check auszufüllen. Bravo Jörg, hast Du gut gemacht, wieder einen DS mehr und über 1000km bis nach Wien.


10 Minuten später fuhr ich mit der DS20 Pallas hinter Daniel durch die sternenklare Nacht Richtung Reims. Keine Defekte, keine komischen Geräusche, die DS fuhr mich leise brummend wie auf Schienen ins Hotel nach Reims.

Beim Frühstück waren wir wieder zu viert und unsere zwei DS Freunde aus Düsseldorf staunten nicht schlecht über die Ersatzteile und dass plötzlich ein Auto mehr am Parkplatz stand. Die waren so begeistert von der DS, das ich Ihnen gleich aufs Aug drückte, dass sie mit der DS auch gleich nach Hause fahren dürfen. Man ist ja galant zu Freunden und spart sich notfalls, dass man selbst auf der Autobahn liegen bleibt.


Gesagt getan, wir führen im Konvoi nach Düsseldorf zurück und da sich bei der DS ein Radlager zu verabschieden schien, habe ich die DS gleich in Düsseldorf gelassen und bin nach Wien geflogen.



Der Daniel hat sie danach in der Nähe von Düsseldorf in eine DS Werkstatt gebracht. Dort wurde für viel Geld ein neuer Himmel montiert, die Motorhaube lackiert und die hinteren Radlager gewechselt.



Ein paar Wochen später fuhr ich mit dem Zug wieder zu Daniel, um die braune Sau abzuholen. Wir besuchten Huub in NL und machten uns ein schönes DS Wochenende. Zurück ging es völlig entspannt mit dem Autoreisezug nach Wien.



Die braune Sau wurde typisiert, angemeldet und einige Zeit von mir im Alltag gefahren.

Zu der Zeit restaurierte ich mein DS19 Cabrio und das Projekt ging ganz schön ins Geld, daher,Flucht nach vorne und die braune Sau inserieren, verkaufen und ins Cabrio pulvern. Es war kurz vor der Oldtimermesse in Tulln als ich die Anzeige schaltete und da wir wieder einen DS Clubstand auf der Messe hatten, war klar, die braune Sau muss dort ausgestellt werden.


Im Vorfeld hatte sich ein Franzose, der in Wien lebt auf die Anzeige gemeldet und der löcherte mich schon am Telefon wegen des Preises. Noch nicht einmal gesehen und schon den Peis verhandeln? Abwarten und auf der Messe anschauen war meine Antwort.

Auf der Messe wie immer nette Leute ,gute Stimmung und dann kommt der Franzose daher und versucht bei meiner DS Fehler zu finden die es gar nicht gab, na da steigt bei mir die Stimmung. Obwohl ich langsam etwas unfreundlich wurde bliebt der Schneckenfresser am Clubstand und beäugte die DS von allen Ecken und hoffte darauf, dass ich beim Preis einknicke.


Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal ein circa 60-Jähriger in Lederhose, bunter Brille, mit einer tollen Ausstrahlung und guter Laune am Stand auf und bat mich um Erlaubnis, sich in meinen DS setzen zu dürfen. Wir kamen ins Gespräch und nach 10 Minuten meinte der Herr Apotheker aus Bad Ischl zu mir „Geh verkauf mir doch deine DS, des ist doch ganz was anderes als so a Porsche“.


Wir gaben uns die Hand und der Handel war gemacht, ich freute mich, dass die DS in gute Hände kommt und der Schneckenfresser der dabei hinter mir stand ist fast ausgeflippt. Er quakte auf einmal er wäre vor dem Apotheker schon da gewesen und er hätte das auch bezahlt... Pech gehabt Schneckenfresser!


Die DS fährt noch immer in Bad Ischl und erfreut die Touristen und Einheimischen jeden Sommer aufs Neue.



„Die Schneckenfresser ID“

ID 19 von 1960 aus Bordeaux


Es muss um 1992 gewesen sein als mich mein DS Freund aus Trier anrief „Jörg der Paul hat einen schöne alte ID19 von 1960 in Bordeaux gefunden, ich muß eh nach Frankreich willst mitfahren?“ Bernd Rheinländer war Professor an der Uni, liebte französischen Essen und französische Weine daher fuhr immer zum einkaufen nach Frankreich und handelte nebenbei mit Citroen DS. Daher war er für mich eine Anlaufstelle wo Österreicher die einen DS suchten um vernünftiges Geld einen DS bekommen konnten. Durch meine Besuche in Trier und gemeinsame Fahrten nach France ist mit Bernd eine Freundschaft entstanden, es war wieder einmal Zeit nach Trier zu fahren.

Also ab in den Zug und auf nach Trier, Bernd hatte mit seinem Freund Andreas hinter einer alten ARAL Tankstelle sich eine sehr große Garage geteilt, wo seinen DSen standen. Die Garage war immer ein Erlebnis, weil Andreas war Jus Student und importierte Fiat Cabrios, Austin Healy‘s, Triumph‘s und MG‘s aus den USA um sein Studium zu finanzieren. Na was will man mehr, da steht man in mitten Trier in einem Sammelsurium von Auto die man alle haben möchte.

Am nächsten Tag saßen wir in einem goldenen Raumgleiter Modell CX Break und bügelten die 1000Kilometer über die A10 durch Frankreich. Außerhalb von Bordeaux trieb uns die Müdigkeit auf der Suche nach einem Zimmer in ein Chateau auf einem Weinberg.



Ein mürrischer Gallier seines Zeichen Patron vom Chateau legte uns die Schlüssel auf den Tisch kassierte ein paar französische Papiergeldscheine und verließ uns mit den Worten ich bin für 2 Tage weg, Frühstück gibt es keines, legt mir den Zimmerschlüssel morgen wieder zurück aufs Pult. An ein paar alten Baguettes und Käseresten von der Tankstelle knappernd saßen wir alleine in der Halle eines wunderschönen alten Gemäuer aus dem 17 Jahrhundert.


Tagwache und ab zum Frühstück in den Ort war der Plan nachdem ich aus der Dusche stieg, das Warmwasser hat der Patron wohl mitgenommen. Schlüssel aufs Pult und raus in den Tag, die Sonne stand noch tief und es erstreckte sich ein herrliches Bild von Morgennebel der über den Hügeln stand, untermalt von einem frischen Duft den der feuchte Garten ausstrahlte.


Im Ort gab es zwei Lokale zur Auswahl eines davon war vollgeparkt, also war klar da muss man rein. Ich bestellte ein Frühstück und bekam als Antwort „was Frühstück? Heute gibt es Schnecken, willst Du Schnecken?“ Ich sah mich um und da saßen sie, Arbeiter, Anwälte, Stadträte, Bauern dicht gedrängt bunt gemischt an den vollen Tischen mit der Vorfreude auf Schnecken ins Gesicht geschrieben, na dann „Bitte Schnecken“. In der Hoffnung auf Weinbergschnecken mit Cafe de Paris Butter und Weißbrot, knallte uns der Chef einen Suppenteller voller kleiner gestreifter Schnecken die in Fett und Zwiebelsud schwammen auf den Tisch.


Mit einem Zahnstocher zogen wir die Bauchfüssler aus den Häuschen und schoben uns herrlich frisches Weißbrot dazwischen. Da ich die Kombination von Schnecken und Weißwein nicht klar einem Frühstück zuordnen konnte hielt ich mich an Wasser. Kaum hatten wir die Teller leer, war der dicke Chef mit einer Zigarette im Mundwinkel und zwei Tellern voller Kegelschnecken wieder bei uns am Tisch.


Nachdem er uns einen kleinen Einführungskurs über die Kombination Weißwein und Schnecken gab, knallte seine schrill geschminkte Frau einen Krug von der Hausmarke auf den Tisch.

Es war bereits 10 Uhr und das bereits volle Lokal wurde noch voller, plötzlich saßen wir an unseren 4er Tisch zu sechst, alle quatschten quer durchs Lokal und jeder dritte hatte ein filterlose Zigarette bei Essen im Mundwinkel. Nach drei Gläsern von der Hausmarke (vermutlich vom Nordhang) war mir egal das neben wir in der Fensternische ein lebender Hahn saß der mein Weißbrot fixierte und der Chef einen dritten Teller mit Weinbergschnecken auf den Tisch schob. Bernd meinte nur „Iss, weil sowas bekommst in Österreich niemals“ Als die Gallier vom Schnecken(fr)essen auf Pastis (Anisschnaps) trinken umschwenkten zog ich die Reißleine und 15 Minuten später waren wir auf dem Weingut wo meine ID19 auf mich wartete.


Der nette Weinbauer empfing uns mit seiner Frau herzlich auf seinem kleinen Weingut und da stand die ID19 frisch „gewaschen“ am Hof. Hellblau mit blauem Interieur der Besitzer hatte die ID als neuwertig beschrieben, dazu muss man sagen das die Franzosen eine eigene Vorstellung von „neuwertig“ haben. Wenn zB. in der Annonce steht „Steht voll im Saft“ heißt das er Flüssigkeiten verliert, „Fährt jede Distanz“ heißt der Motor dreht noch, „Gut in Schuss“ daraus kann man noch was machen und natürlich das klassische „Neuwertiger Zustand“ das beutetet es fährt, bremst und mit etwas Glück kommt man auf eigener Achse damit nach Hause.



Da ich diese Wortspielereien kannte, die ID gut dastand und der Preis mir vernünftig schien einigten wurden wir uns schnell. Aber auf die Einladung ins Dorf zu fahren da es heute Schnecken gibt, haben wir dankend verzichtet. Aber etwas Käse mit Weißbrot durften wir der Hausherrin nicht abschlagen. Bernd freute sich über den stinkenden Käse und ich fühle mich als würde ich gleich platzen…..

Paul der die ID für mich gefunden hatte, stand auf einmal mit einem 403 Peugeot auch im Hof und drängte auf die Heimfahrt.

Nervosität kam bei mir auf, jetzt war klar das ich die Strecke nach Österreich mit Zwischenstopp in Trier runterspulen werde. Vollgetankt, Öl kontrolliert und ab geht die Post über die Landstraßen Richtung Norden. Die ID war keine Rakete aber sie zog herrlich brummend durch die kurvenreiche Strecke flankiert von unzähligen Bäumen am Straßenrand. Als ich dachte „na bitte läuft ja wie geschmiert“ verändert sich das brummige gleiten in ein stottern gefolgt von völligem aussetzen, es ging gerade bergab und so ich rollte langsam in einem kleine Ort an den Straßenrand.


Bernd war mit dem CX hinter mir her gefahren, stand nach Sekunden mit dem Werkzeug in der Hand neben mir. „ist doch immer das gleiche“ raunte er mürrisch, bevor er in den Motorraum eintauchte. Paul stand hinter mir und hantierte genervt an seinem pechschwarzen 403 Kombi herum.


Kerzen raus, Verteiler kontrolliert Benzinpumpe überprüft aber die blaue Schlampe sprang nicht mehr an. Da hielt ein BX an und ein älterer weißhaariger Herr sprang wie ein Wiesel aus dem Auto und ohne zu grüßen blickte er in den Motorraum mit der knurrenden Frage ob wir Deutsche wären. Paul unser Franzose stellte uns vor und als er hörte das ich aus Österreich sei und in Innsbruck lebe, erzählte mir der weißhaarige Herr strahlend das er 1976 dabei war wie der Franz Klammer die Abfahrt bei den Olympischen Spielen in Innsbruck gewonnen hat.


Bevor wir bis 10 zählen konnten hing die ID am Abschleppseil vom BX und der Franz Klammer Fan schleppte uns zwei Ortschaften weiter in ein altes Sägewerk. Mit dem Hinweis ich sei Österreicher und kein Deutscher wurden wir von drei älteren Herren die gerade in der Sonne beim Käse essen saßen freundlich begrüßt. Als ich mich ein wenig umblickte war klar was die Herren in Ihrer Freizeit machten, nämlich an DS schrauben und Rotwein trinken. Es gab eine Werkstatt mit einer Montage Grube und daneben unter einem Flugdach standen einige DS aus den verschieden Baujahren aufgereiht.


Der Capo erklärte mir es sind immer die Solex Vergaser bei meinem Modell welche die Probleme verursachen und er hätte dafür noch einen Repsatz in einer Kiste rumliegen. Er zeigte mir stolz seine ID19 von 1960 in apfelgrün mit grünen Helanca Sitzen in einem originalen Zustand wie ich ihn nie wieder sehen werden. Eh ich mich versah, hingen die älteren Herren fröhlich quatschend abwechselnd mit Werkzeug im Motorraum von meiner ID.

Paul und Bernd umkreisten wie Geier eine DS21 Pallas von 1967, die aber wie alle anderen DSen im Sägewerk unverkäuflich war. Die älteren Herren arbeiten streng nach französischer Manier, alles lag kreuz und quer herum und die Schrauben landeten bunt gemischt in einer alten Gurkendose. Das Arbeitstempo war ebenfalls französisch, man musterte die Teile, man suchte besseren Ersatz in einer Kiste von alten Neuteilen, man trank gemütlich Rotwein und erklärte sich gegenseitig warum die alten Citroen Modelle die besten waren.

Nach drei Stunden rolle ich mit einem kompletten Service von Vergaser, Verteiler, neuer Zündspule, frischen Keilriemen und entlüfteten Bremsen aus dem Sägewerk damit ich wohl behalten nach Innsbruck kommen kann. Die Ersatzteile samt Arbeit kosten mich umgerechnet 400.- Schilling, der Bernd konnte ein paar neue Zusatzsscheinwerfen dem Capo aus dem Kreuz leiern und der Franz Klammer Fan drückte mir zum Abschied 4 neuen Zündkerzen für die Reise in die Hand.



Mit etwas Rotwein im Kopf zischten wir über die schönsten Landstraßen die ich je gesehen hatte Richtung Paris, auf der Höhe von Paris verließ Paul unseren kleinen Konvoi und wir steuerten durch die schwarze Nacht weiter Richtung Trier. Als ich bei Sonnenaufgang die ID abstellte schnaufte der Motor noch etwas nach und behutsam mit einer Duftwolke von heißen LHS senke sich die alte Dame gegen das Kopfsteinpflaster vor Bernd seinem Haus in Trier.

Nach einem Tag Ruhe und zu verdauen der Schnecken in Trier, warf ich die ID 19 wieder an und nahm die letzte Etappe nach Innsbruck unter die Räder. Von der deutschen Autobahn gelangweilt, spielte ich mit den Knöpfen vom Armaturenbrett und lauschte dem sonoren brummen des Motors bis zur Grenze in Scharnitz. Ich war mit den alten französischen Kennzeichen unterwegs und hatte nur die durchgestrichene Carde gris dabei. Erklär mal einen 60ig jährigen Tiroler Zöllner warum er mich ohne Verzollung einreisen lassen soll und was einen Card Gris ist. Nach einer Stunde am Zoll blöd stellen und einem ausgefüllten 4seitigen Formular ging der Grenzbalken endlich hoch und ich konnte mich der Bergetappe widmen.

Von Scharnitz schlängelte ich mich durch das wunderschöne Tal Richtung Seefeld, diese Strecke nach Innsbruck war einen Abkürzung hatte aber ein Nachteil den „Zierler Berg“. Die Horrorstrecke sämtlicher holländischen und deutschen Urlauber die das Wort Motorbremse noch nie gehört hatten. Serpentinen, Abhänge, enge Durchfahrten und ein Gefälle wie auf der Kitzbühler Streif nach der Mausefalle flankiert mit Warnschildern mit Totenköpfen drauf.


Nach dem Motto „Scheiss an Paula“ du kennst die Strecke warf ich mich in die Bergetappe am Zierler Berg, frech überholte ich holländische Wohnwagenbremser und Serpentinenschleifer und hatte nur noch das lange Endstück zum Panorama Restaurant vor mir.


Vor der letzten Kehre stieg ich beim Bremsen ins leere, bravo Jörg jetzt schrottest du die DS nach über 1500Kilometer in der Zielkurve dachte ich bei mir. In der Kurve lag das gut besuchte Panoramarestaurant mit einem riesigen Parkplatz welcher eine Steigung hatte, also schoss ich zwischen den parkenden Autos den Parkplatz hinauf und am Ende griff die Bremse plötzlich wieder.


Unter den bewunderten Augen der Touristen für meinen lässigen Auftritt mit dem alten Citroen, stieg ich mit zitternden Füßen aus der ID. Hinsetzen und beruhigen war die Devise, die ID knisterte beim abkühlen, rund um das Auto lag ein Geruch von verbrannten Gummi, heißen Metall und Angstschweiß in der Luft. Nach einer Stunde fuhr ich wie ein holländischer Wohnwagenbremser Richtung Innsbruck weiter.


Am nächsten Tag machte ich mit meiner Familie in der ID einen Ausflug ins Umland von Innsbruck und erzählte von meiner Schneckenfressertour wobei ich die Schlussetappe am Zierler Berg für mich behielt.

Die ID wurde nie restauriert, spielte in einen Spielfilm mit



und landete nach ein paar Jahren bei meinen Freund Cari Zalloni und ein paar Jahre später bei meinem Freund Martin Strubreiter.



Sie steht noch immer wie damals da als ich sie in Bordeaux kaufte.

Eine unberührte Zeitkapsel mit einer wunderschönen Geschichte von hilfsbereiten Franzosen und einem Schneckenlokal welches es heutzutage leider nicht mehr gibt….




„Die Rakete“

DS 21 Einspritzer von 1969 aus LION


1990 besuchte ich mit Christoph Libisch die Techno Classica, dazu zischten wir mit einem roten DS21 Break nach Essen.


Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon Kontakt zu verschieden DS Ersatzteilhändlern und dem DS Club Deutschland. Diese Kontakte wollte ich jetzt persönlich kennen lernen und so kam es auch.


Die DS Szene war damals recht klein und überschaubar, jeder kannte fast jeden und die Szene traf sich auf der Messe in Essen. Der Ersatzteilhändler Jochen Müller (später Hoch) hatte einen Stand mit Erwin Spiekers seines Zeichens der DS Cabrio Nachbauguru in Deutschland welcher uns auf der Messe als Basislager diente. Die Messe war für mich österreichisches Landei überwältigend, die deutschen Oldtimerfreaks übertrumpften sich gegenseitig in punkto Perfektion und Qualitätsniveau in den riesen Messe-Hallen.




Gepennt haben wir beim Jochen, bei Rotwein und Käse erzählte mir der Jochen am Abend das er eine Einspritzer DS21 aus Erstbesitz in Lion gefunden hat und wenn es ruck zuck geht kann ich die DS um knackige 10.000;- DM einziehen. Es gab zu der DS keine Bilder nur nette Worte, also wozu lange rumnuppeln „Kaufen“. Am Ende der Messe führen wir noch bei Uli Schwinn vorbei und erleichterten seinen Dachboden um einen Break voll DS Ersatzteile. Am glücklichsten darüber war seine Frau weil der Neuteil-Schrott von Uli endlich weniger wurde.

Zwei Wochen später brachte mir ein Pariser Freund von Jochen die DS direkt aus Lion zu mir nach Wien. Wir trafen uns vor dem Schloss Schönbrunn welches in Wien einfach leicht zu finden ist und da stand sie dann in Silber mit schwarzem Leder vor dem gelben Barockschloss. Die Ankunft wurde mit einer ausgedehnten Stadtrunde gefeiert und endete um 6 Uhr in der Früh am Würstelstand am Naschmarkt. Ich brachte Jochen seinen Freund noch zum Zug nach Paris und ich machte mich leicht übernächtig mit der DS auf den Weg nach Graz wo ich damals wohnte.

Graz liegt über die Autobahn gute 200 Kilometer entfernt und die Strecke lag nun vor meinen verschlafenen Augen. Gemächlich nahm ich die Südausfahrt von Wien und gewöhnte mich dabei an die DS, alles lief perfekt und ruhig. Kein zucken, kein knacksen, kein Gejammer vom Getriebe und der Motor hing gut am Gas. Was macht man wenn man als junger Mensch ein neues Auto fährt? Richtig, man steigt ins Gas und schaut was die alte Schüssel noch leisten kann.

Es lag „Der Wechsel“ vor mir, ein Ausläufer der Alpen der von der Autobahn durchschnitten wurde, es gab damals keine Road Control und die Standorte der Radarkästen kannte man auswendig. Die DS schoss bergauf und zog in hohem Tempo durch die langgezogenen Kurven bergauf, gebannt starte ich dabei auf Tacho und Drehzahlmesser. Als es wieder bergabging nahm ich bis Graz den Fuß nicht mehr vom Gaspedal, weil wenn schon dann denn schon…… Kurz vor Graz zog ich die DS durch eine langgezogene Linkskurve und gerade als ich das Gaspedal wieder durchdrückte standen zwei Herren in grünen Uniformen am Pannenstreifen mit einer Kamera die man Radarpistole nannte in der Hand. So ein Dreck, ich stieg in die Eisen und zog die DS auf den Pannenstreifen. So jetzt heißt es mal den freundlichen Herren der Exekutive zu erklären warum ich mit französischer Nummerntafel ohne französischen Führerschein mit circa 165km/h ins Radar geknallt bin.

Kaum hatte ich angehalten waren die zwei schon bei mir am Auto und starten mich samt dem komischen Auto an. Bevor ich noch was sagen konnte meinte ein Polizist zu seinem Kollegen „Hör’st kannst Du französisch?“ – „Na ich kann net a‘mal englisch, was mach ma mit dem Franzosen?“ als ich die Polizisten auf steirisch freundlich begrüßte, atmeten sie auf und brummten mir 200,- Schilling Strafe auf. Ich atmete auch auf, da ich mit durchgestrichener Card Gris (ohne österreichischer Zulassung) unterwegs war. Mit dem Wissen das die DS mächtig bumms hat fuhr ich die letzten Kilometer gemütlich nach Hause und kam endlich ins Bett.


Zu der Zeit arbeitete ich in Wien und war nur am Wochenende in Graz, Graz-Wien wurde daher meine Hausstrecke. Ich war schon einige DSen gefahren aber keine war so schnell und keine hing so am Gas wie diese. Immer wieder fuhr mir irgendein Depp nach dem Motto „Platz da jetzt komm ich!“ auf der Autobahn hinten knapp drauf. Na dann kann man sich doch einen kleinen Spass mit ihm machen?


Man bleibt dazu beharrlich auf der Überhohlspur, gibt aber den rechten Blinker um zu zeigen man will ja eh Platz machen, da man aber Vollgas gibt muß der LichthupenDepp auch voll ins Gas steigen. So zieht man den Hintermann in einen Geschwindigkeitsbereich wo es schon notwendig ist die Strecke und das Fahrzeug gut zu kennen. Dann wechselt man die Spur nach rechts um Platz zu machen, bleibt aber weiter auf Vollgas. Im Idealfall schiebt sich der Lichthupendepp neben einen auf gleiche Höhe heran, sollten dann auch noch Kurven kommen geht’s erst richtig zum Tanz.

Das Spiel war aber am spannendsten wenn es bergab ging, weil da konnte ich mit der Spurtreue meiner DS fast jeden Lichthupendepp zur Verzweiflung bringen. Heute hätte ich mit meiner DS nicht mal gegen einen Golf eine Chance aber damals konnte man mit einer guten Einspritzer DS die Mittelklassewagen an die Wand klatschen.


Ich lebte damals intensiv, arbeitet viel und kam viel herum, schlug mir die Nächte um die Ohren, daher passte diese schnelle DS gut zu meinen schnellen Lebensstill. Mit der Zeit hatte die DS einige Kratzer und Beulen von kleinen Rebeleien im Stadtverkehr davongetragen, also musste ein Spengler gefunden werden.


Den Spengler hatte ich rasch gefunden und nach ein paar Tagen schrauben war die DS völlig zerlegt. Der Satz vom Spengler „des ist in zwei Wochen Ruck Zuck fertig“ blieb mir 6 Monate deutlich in Erinnerung, weil es genauso lange dauerte bis ich die DS in die Lackierkabine schieben konnte. Ich habe seit damals ein leicht gespanntes Verhältnis zu Spengler, Lackierer und anderen Rosstäuschern.


Der Lackierer brachte die vorbereitete DS am Hänger zum Lackierer, ich kaufte Farbe, Lackierer lackierte, Farbe trocknete und dann musste die DS zum zusammenbauen in die 10km entfernte Clubgarage gebracht werden. Da wir keinen Hänger hatten war der Plan ohne Scheiben und Lichter auf einer Bierkiste sitzend bei Nacht und Nebel mit dem Enzo im Konvoi die DS zu überstellen. Die Hälfte der Strecke war geschafft als der Himmel sich verdunkelte und es wie aus Eimern schüttet. Unter den Augen der verwunderten Autofahrer schossen der Enzo und ich durch den Regen in Richtung Clubgarage. Genau wie es dunkel wurde schlugen wir dort auf, Enzo in seiner warmen ich in meiner völlig durchnässten DS. Am Rande möchte ich erwähnen das diese Form von Überstellungen speziell im Monat November nicht so ratsam ist.


Zu der Zeit war der Lehrer Wolf Lettmayer aus Radkersburg auf der Suche nach einer guten DS, eigentlich wollte ich nicht verkaufen aber Wolf der meine DS gerne kaufen wollte blieb am Ball und besuchte mich regelmäßig beim Zusammenbauen der DS in der Grazer Clubgarage. Irgendwann nachdem die DS wieder zusammengebaut war lud mich Wolf zu sich ein um wieder einmal die Möglichkeit doch die DS zu kaufen zu besprechen.

Ich hatte einen Catering Auftrag in Kärnten und das es quasi auf der Strecke lag fuhr ich am Vortag zu ihm nach Radkersburg.

Wir verhandelten die ganze Nacht und es endeten in der Dorfdisko wo wir nach reichlich Alkohol uns dann doch noch einigten. Am nächsten Vormittag wachte ich auf einer Luftmatratze neben Wolf seinen Gartenteich auf und dachte „mir platzt gleich der Schädel“. Ich kämpfte mich ins Haus zurück wo der Wolf glücklich beim Frühstück saß und glücklich strahlte. Da dämmerte mir das ich die DS verkauft hatte…..


Das Catering in Kärnten fing ohne mich statt, die DS blieb in Radkersburg, und Wolf brachte mich zum Zug retour nach Wien wo ich darüber nachdachte ob es ein guter Plan war die DS zu verkaufen


Wolf hat die „schnellste DS“ von Österreich noch immer in seiner Sammlung aber ich denke er hat sie nie mehr so schnell wie ich bewegt…… was ihr vermutlich sicher gut getan hat.

Wieso diese DS so agil und schnell war ist und bleibt mir bis heute ein Rätsel.





„Unter dem Birnbaum“

ID19 1967 grün/grün


Anfang der 90er Jahre hört ich von einer DS die bei einem Citroen Händler seit längeren vor der Werkstatt stand. Die Werkstatt war in Wolfsberg und bald darauf ich auch um die DS zu besichtigen. Es war damals die Zeit wo wir wegen jeder DS kreuz und quer durch Österreich fuhren um DS Besitzer, Werkstatten, Ersatzteile und DSen aufzuspüren.

Als ich zur Werkstatt kam war weit und breit keine DS zu sehen, na dann mal rein in die Zanglerbude und nachfragen ob es die überhaupt gibt oder ob ich wiedermal umsonst irgendwo in der Landschaft stand.

Der freundliche Chef bat mich hinter die Werkstatt und da stand sie unter einem Birnenbaum zwischen alten GS und 2CV Modellen im halbhohen Gras versunken. Es war Spätsommer und die kleinen matschigen Birnen waren in den letzten Wochen alle auf der grünen DS gelandet.

Es war keine DS es war einen ID19 mit grünen Stoffsitzen mit flaschengrünen Blechkleid was durch die matschigen Birnen schrecklich aussah. Die ID war Jahrelang in der Werkstatt gestanden aber wegen Platzmangel landete sie unter dem Birnbaum hinter der Werkstatt.

„Was mach ma, nimmst sie mit?“ fragte der Seniorchef, meine Gegenfrage „zu welchem Preis?“.

Na was war? Der Seniorchef starte die ID und den Gartenschlauch und nach 20 Minuten stand die ID dampfend und rauchend auf der Straße.

20 Minuten später und um 50tausend Schilling leichter, schlängelte ich mich durch die Landstraßen von Kärnten Richtung Graz. In Graz angekommen machte ich mich daran den Rest der Birnenflecken vom Originallack zu reinigen, Jesus das war eine Nummer.

Gefühlte 2 Wochen putzte ich an dem Auto herum, da lernte ich wie man Autos wirklich putzt und sauber macht. Aber es zahlte sich aus, die ID glänzte wie am ersten Tag und der unverbrauchte grüne Innenraum mit dem alten ID Armaturenbrett passte herrlich dazu.


Stolz präsentierte ich sie meinen Freund Markus Kovac der in der Nähe von mir wohnte aber als ich heimfahren wollte machte die ID beim starten keinen Mucks. Mein erster Defekt mit einer DS in dem Fall mit einer ID. Davor hatte ich nur meinen alte GS repariert und ID/DS war Neuland für mich, also Motorhaube auf und Starter suchen. Starter gefunden mit dem Hammer drauf geklopft noch immer kein Mucks. „was mach ma, ein Starter muss her?“

Der Markus kannte damals einen Italiener der in Graz Architektur studierte, den hat er angerufen und 30 Minuten später schlug der Enzo Forgione mit seiner schwarzen DS beim Markus auf. Ein gute gelaunter halber Spagetti sprang mit einem Starter in der Hand aus der DS und klopfte mir mit dem Satz „na auch DS Fahrer und keine Ahnung von der Technik“ auf die Schulter.

Der Enzo strickte sich sein strahlend weißes Hemd auf und nach 15 Minuten hielt er den defekten Starter mit breitem Lächeln in der Hand. Teufel auch der kennt sich aus, dachte ich mir und 20 Minuten später war sein gebrauchter Starter auch wieder implantiert.

So lernt man Freunde fürs Leben kennen, Enzo und ich haben seitdem gemeinsam noch viele DS Geschichten erlebt und obwohl er zurück nach Italien ging stehen wir noch immer im Kontakt.




CLUBSTAND 1992


Die ID wurde in Graz auf unseren Clubstand auf der ersten Grazer Oldtimer Messe präsentiert wo ich einen VW Käfer Fahrerin kennen lernte. Karin war so begeistert von der ID, das ich Ihr versprach falls ich verkaufen sollte würde ich mich bei ihr melden.

Und so war es dann auch, ich kaufte die DS21IE aus Lion, die ID musste wegen der neuen „Rakete“ Platz machen und Karin bekam wie versprochen die ID19.


Karin Heigl mit Ihrer ID 1967 und mit Felix mit seinem BREAK 1967


Wo diese gut erhaltene ID geblieben ist, ist mir leider nicht bekannt. Der Kontakt ging über die Jahre verloren, vielleicht fährt die Karin noch immer durch die steirische Hügellandschaft mit dieser wunderschönen grünen ID19.

Abzeichen

  • Clubleitung
  • Multi-Citroënist
    ...hat 3 oder mehr Citroën
ID 21 Break

1966

2020 aus Frankreich importiert, wurde 1980 vom Erstbesitzer garagiert und nicht mehr bewegt. Erste Serie mit LHM

DS 20

1970

DS 20 Pallas Halbautomatik
mit braunen Leder / Cuir naturel
2011 aus Südfrankreich importiert
Gris Nacre AC095

DS 21

1967

DS21 PALLAS, Erstbesitz aus NÖ, war nur bis 1970 angemeldet und wurde in einer Garage vergessen, bis ich sie 2009 gefunden habe.
Seit dem wird ab und zu daran gebastelt und irgendwann wird sie fertig.
Halbautomatik
Gris Palladium AC108b (67-68)
18.000 Km

https://goo.gl/photos/P9Jor4kXP8u8tacE9

Motor:
https://goo.gl/photos/jhQ3Y4vQTYYUHiDQ9

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